Unsere Städte leiden unter den Folgen des Klimawandels – und damit auch ihre Bewohner*innen. Dabei gibt es Konzepte, mit denen Städte resilienter werden können, das Schwammstadt-Prinzip zum Beispiel. Der Arbeitskreis Landschaftsarchitektur in der architektinnen initiative nw hat im September eine wichtige Exkursion nach Bochum organisiert, um sich anhand von zwei gebauten Beispielen darüber zu informieren.
Das Schwammstadt-Prinzip
Besonders in dicht besiedelten Gebieten wie dem Ruhrgebiet sind die Vorboten der Klimakriese – Starkregen, Trockenheit und Hitze – zu spüren. Die Zukunftsinitiative Klima.Werk der Emschergenossenschaft schreibt auf ihrer Website: „Hier liegen die Temperaturen laut des Deutschen Wetterdienstes längst bis zu zehn Grad Celsius höher als im unbebauten Umland.“
In der Zukunftsinitiative Klima.Werk arbeiten die Städte der Emscher-Lippe-Region zusammen mit der Emschergenossenschaft und dem Lippeverband daran, Städte resilienter und damit lebenswerter zu machen. Dabei setzt die Initiative auf das Prinzip der Schwammstadt. Kern ist die Entsiegelung von Flächen sowie die Begründung von Dächern und Fassenden in Kombination mit der Speicherung von Regenwasser. So können Überflutungen verhindert werden und das aufgefangene Wasser kann bei Trockenheit die Bäume und Pflanzen versorgen. Diese wiederrum kühlen die Umgebung und spenden Schatten.
Überall im Ruhrgebiet entstehen geförderte Klima.Projekte. Zwei dieser zukunftsweisenden Projekte haben sich 21 Planende und Lehrende aus Landschaftsarchitekturbüros, städtischen Grünflächenämtern, Ausbildungsstätten etc. im September angeschaut. Die Exkursion nach Bochum wurde von Anne Jonderko, Ilona Haacken und Hiltrud Lintel aus unserer Initiative initiiert und organisiert. Fachlich begleitet wurde sie von Carolin Borgmann, Expertin der Zukunftsinitiative.
Vom Bolzplatz zur grünen Oase
Bolzen aufm Ascheplatz. Dieses Bild war lange typisch nicht nur für die Stadt Bochum. Doch aus der tristen Fläche in Bochum-Riemke ist ein multifunktionaler Sport- und Freizeitort für alle Menschen aus der Nachbarschaft geworden. Planung und Umsetzung kommen vom Büro Hoff und Koch Landschaftsarchitekur.
Dafür wurden die Flächen entsiegelt und neben unterschiedlichen Spiel- und Bewegungsangeboten zwei weitläufige Versickerungsmulden angelegt. Sie sind mit modernen Rigolen verbunden. Das Regenwasser sammelt sich in den Mulden, versickert und gelangt so in Baumrigolen, die mit Schottersteinen gefüllt sind. Dort steht es für die über 60 Bäume und Sträucher zur Verfügung, die im Rahmen der Umgestaltung gepflanzt wurden.
Durch das innovative Regenwassermanagement auf dem Gelände konnte die Dachentwässerung der neuen Freiluftsporthalle vom Kanalnetz abgekoppelt werden. Doch das ist nicht der einzige Mehrwert. Der Ort steigert die Lebensqualität der Anwohnenden, kühlt das Mikroklima und bietet Insekten und Vögeln einen neuen Lebensraum.
Virtuelle Realität macht Potenziale sichtbar
Am zweiten Stopp der Exkursion gab es auf den ersten Blick nicht viel zu sehen. Das änderte sich beim Blick aufs Smartphone oder Tablet. Die dort installierte KlimaAR-App macht die technisch komplexen Systeme zum Regenwassermanagement im Untergrund über Augmented Reality sichtbar.
Doch sie zeigt nicht nur was ist, sondern auch was sein könnte. Hausbesitzer können mit der App Klimaanpassungsmaßnahmen für ihr Haus erkunden.
Gemeinsam Lösungen finden
Klimafolgenanapassung aber auch das nachhaltige Bauen, um die Folgen der Klimakriese einzudämmen, sind Aufgaben, die nur in der Zusammenarbeit aller Fachrichtungen gelöst werden können. In unserem Verband ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Anfang an Programm. Wir profitieren davon auf unterschiedlichsten Ebenen. Der Wissenstransfer im Rahmen der Exkursion ist ein gutes Beispiel.
Bilder: Hiltrud Lintel