Vom 14. bis 16. Juni trafen sich Vertreterinnen europäischer Architektinnen-Verbände zum Symposium in Hamburg. Die Teilnehmerinnen der ai nw kamen voll motiviert und mit neuen Ideen zurück. Wir wollen Euch davon etwas abgeben.
Chancengleichheit in der Architektur hat gerade viel Aufmerksamkeit. In Zeiten des Fachkräftemangels scheint vieles möglich. Doch manchmal kommt der Alltag dazwischen und fordert mit dem notwendigen Klein-klein viel Kraft.
Da hilft es, sich den Kopf immer mal wieder freipusten zu lassen – und wo geht das besser als im Norden? Daher freuten sich unsere Vorsitzende Katja Domschky sowie Bettina Schnitzler-Steinberg und Silke Plumanns auf das Europäische Netzwerktreffen 2019 „Auf Kurs on course“ in Hamburg.
Frischer Wind im Norden
PIA – das Netzwerk für Planerinnen, Ingenieurinnen und Architektinnen aus Norddeutschland – und WIA – Women in Architecture Hamburg – hatten zusammen mit dem Hamburger Architektur Sommer und der Hamburgischen Architektenkammer eingeladen.
Allein der Zusammenschluss gleich mehrerer Institutionen dokumentiert die Relevanz des Themas – und die Bereitschaft der Beteiligten sich ihm zu öffnen.
Los ging es am Freitagmit dem Symposium „Chancengleichheit planen – Digitalisierung nutzen“.
Nach einem Grußwort der Hamburgischen Kammerpräsidentin Karin Loosen an die knapp 100 Teilnehmerinnen aus ganz Europa hatten mehrere Referentinnen aus der Architektur, Soziologie und der Unternehmensberatung das Wort.
In Vorträgen und Diskussionen wurde der Frage nachgegangen, wie eine chancengerechtere Arbeitswelt in der Architektur und Planung aussehen könnte und welche Rolle die Digitalisierung spielen kann.
Im Architekturbüros wird schon lange digital gearbeitet. Dabei sind die Möglichkeiten, die Digitalisierung für mehr Flexibilität und das Einbinden unterschiedlicher Akteure bieten, noch nicht ausgeschöpft.
Doch sich allein auf die Digitalisierung zu verlassen reicht nicht. Eine Arbeitskultur, die Chancengleichheit will und fördert, muss auch offline „Werkzeuge“ nutzen. So berichtete Jett Cathrin Hopp, dass bei Snohetta in Oslo alle paar Monate die Sitzplätze gewechselt würden. So kommt jeder mal auf die begehrten Fensterplätze – und noch wichtiger – Geschäftsführer*innen sitzen auch mal neben Praktikant*innen.
Im Anschluss wurde gemeinsam die Ausstellung „Frau Architekt“ eröffnet. Nach dem bemerkenswerten Start letztes Jahr im DAM Frankfurt ist Hamburg die zweite Station der als Wanderausstellung konzipierten Schau.
Wirkung in der Realität bestätig – Arbeiten im Austausch mit anderen
Wenn in Tag eins der Kopf gefordert wurde, waren es an Tag zwei die Füße. Es ging nach Wilhelmsburg. Der Stadtteil galt bis zur Internationale Bauausstellung (2007 bis 2013) als Hamburger Bronx.
Durch architektonische Projekte – allen voran der Energiebunker – und landschaftsarchitektonische Interventionen im Rahmen der Landesgartenschau wurde die Wohnqualität im Stadtteil enorm gesteigert. Auch die Hafencity wurde besucht.
Abends konnte man die bisherigen Eindrücke beim gemeinsamen Abendessen im Hobenköök – Restaurant und Markthalle – austauschen. Und natürlich schon einmal kräftig netzwerken. Denn das war das Thema von Tag 3.
Architektinnen aller Länder vernetzt Euch
Am Sonntag fand das Europäische Netzwerktreffen „Auf Kurs on course – nach Europa“ in den Räumen des BDA Hamburg statt – der sich in der Hansestatt „Bund deutscher Architekten und Architektinnen“ nennt.
Das Netzwerktreffen griff das Thema vom Symposium am Freitag wieder auf: Gemeinsam wurde an einer europäischen digitalen Plattform gearbeitet, mit deren Hilfe sich Architektinnen, Interessensgruppen und Verbände präsentieren und vernetzten können.
Auftakt war der Vortrag unserer Vorsitzenden Katja Domschky, die als Vertreterin der Bundesarchitektenkammer in der Task Force Women in Architecture des Architects‘ council of Europe sitzt. Sie verdeutlichte anhand von aktuellen Zahlen die Relevanz des Themas Chancengleichheit. Ein Blick in die Vergangenheit zeigte, wie aktiv die deutschen und europäischen Planerinnen seit dem ersten Treffen 2011 sind.
Im Anschluss stellte Claudia Sanders das NAX (Netzwerk Architekturexport) vor. Mit dem Netzwerk unterstützt die Bundesarchitektenkammer deutsche Architekt*innen auf ihrem Weg zu neuen Märkten. Nicht weiter verwunderlich: Die Kolleginnen sind hier unterrepräsentiert.
Wichtigster Punkt aber war die Präsentation einer möglichen internationalen Plattform durch PIA. Der Entwurf hat viel Anklang gefunden. Nun heißt es dranbleiben.