Less is more? Geschlechtergerechtigkeit in der Architektur

Am 8. März ist Weltfrauentag. Doch viele fragen sich: „Brauchen wir in einem Land mit Bundeskanzlerin noch Gleichstellungsdiskussionen?“ Die Fakten geben eine deutliche Antwort.

Laut Statistiken der Bundesarchitektenkammer erhalten seit zehn Jahren mehr Frauen einen Abschluss in Architektur als Männer. Dennoch waren in NRW 2014 nur 41 Prozent aller angestellten Kammermitglieder weiblich. Bei den selbständig tätigen Mitgliedern lag der Frauenanteil 2015 sogar nur bei 22 Prozent. Und gerade einmal drei Prozent aller Büros mit fünf oder mehr Angestellten werden ausschließlich von Inhaberinnen geführten.

Wo sind die gut ausgebildeten Frauen hin? Ab einem Alter von 35 Jahren sinkt der Anteil von angestellten Architektinnen rapide. Ein deutlicher Indikator für die schlechte Vereinbarkeit des Architektenberufs in seiner heutigen Form und Familie.

Doch auch die Architektinnen, die Vollzeit arbeiten, sind benachteiligt. Sie verdienen durchschnittlich nur 78 Prozent dessen, was ihre männlichen Kollegen an Gehalt bekommen – und das für vergleichbare Tätigkeiten. (Quelle: Struktur- und Gehaltsbefragung 2015 der Architektenkammer Nordrhein-Westfalen)

Was kann man tun? Die architektinnen initiative nw setzt neben dem kammerpolitischen Engagement auf den Austausch untereinander und das Sichtbarmachen von Architektinnen. Denn weibliche Vorbilder führen dazu, dass Frauen ihre eigenen Fähigkeiten und ihren eigenen Wert positiver einschätzen – und dann selbstbewusst sagen können: „Nie mehr weniger!“ Oder um mit Robert Venturi zu sprechen: „Less is a bore!“