#Neue Arbeitszeitmodelle: Mehr Balance statt „halbe Sachen“

„Endlich“ könnte man fast sagen: Die gute Arbeitsmarktsituation für Architekt*innen sorgt dafür, dass ein Thema diskutiert wird, für das wir uns schon lange stark machen: flexible Arbeitszeitmodelle. Dabei geht es nicht darum, wie man (oder frau) den Alltag mit doppelter und dreifacher Belastung möglichst reibungslos organisiert bekommt, sondern um das Aufbrechen von veralteten Strukturen, die bisher dem daueranwesenden (oft männlichen) Mitarbeiter, die besten Karriereoptionen boten.

Mit diesem Artikel möchten wir Euch einen aktuellen Stand über die Diskussion geben.

Flexibel Arbeiten in der Architekturbranche

Bereits 2012 hatte die ai in der Vertreterversammlung der Kammer einen Antrag gestellt, über unterschiedliche Teilzeitmodelle zu informieren. Das Ergebnis ist der „Leitfaden Arbeitszeitmodelle“, in dem die Vorteile sowie die Besonderheiten von unterschiedlichen Teilzeit-Varianten für Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen vorgestellt werden.

Hier geht es zum Download.

In der letzten Juli-Ausgabe 2018 des Deutschen Architektenblatts greift Rosa Grewe das Thema auf und stellt fünf Führungskräfte aus Architekturbüros vor, die flexible Arbeitszeitmodelle anbieten, unter anderem um als Arbeitgeber attraktiv zu sein.

Hier könnt ihr den ganzen Artikel lesen.

Gute Beispiele aus der Praxis

Doch nicht nur in der Architektur werden neue und flexiblere Arbeitszeitmodelle im Moment diskutiert und erprobt. Ein neuseeländisches Unternehmen beispielsweise hat die Arbeitszeit auf vier Tage die Woche reduziert – bei vollem Gehalt. Ein Ergebnis: Durch die zusätzliche Freizeit können Väter mehr Zeit mit Ihren Kindern verbringen. Das sorgt wiederum für eine gerechtere Aufteilung der Familienarbeit.

In der Wochenzeitung „Die Zeit“ wird das Modell vorgestellt. Hier geht es zum Artikel.

Ein anderes ermutigendes Beispiel kommt aus Bayern. Hier leiten zwei Frauen als Tandem und in Teilzeit erfolgreich die Marketingleitung. Damit beweisen sie, dass der oft gehörte Einwand: „Führung geht nicht in Teilzeit“ in Wahrheit ein Vorwand ist. 

Die Wirtschaftswoche berichtet darüber. Hier geht es zum Artikel.

Flexibler Lebenslauf statt flexible Arbeitszeit

Aktuell ebenfalls viel Beachtung bekommt Eva Corino für ihren Vorschlag „Das Nacheinanderprinzip“. Sie fragt, warum wir bei gestiegener Lebenserwartung und zunehmender Digitalisierung der Arbeit immer noch Kind und Karriere in die Zeit zwischen dreißig und vierzig quetschen – mit den bekannten Stressfaktoren. Ihr Vorschlag: erst Kinder, dann Karriere.

Artikel von ihr zu diesem Thema sind im Berliner Tagesspiegel und in „Die Zeit erschienen.

Weniger Arbeiten = weniger Rente

Ein Aspekt, der bei all diesen Modellen nicht angesprochen wird: Wer weniger arbeitet, bekommt im Alter auch weniger Rente. 75 Prozent der heute 35- bis 50-jährigen Frauen sind von Altersarmut bedroht. Die Finanzbloggerin Madame Moneypenny hat sich diesem Thema angenommen und die wichtigsten Aspekte und Beiträge zum Thema Frauen und Finanzen zusammengestellt. Hier geht es zum Blogbeitrag. 

Für Architektinnen, die ausschließlich im Versorgungswerk versichert sind, gilt: Die Rente für die Erziehungszeiten wird von der staatlichen Rentenkasse gezahlt. Wie ihr an das Geld kommt und was  ihr dabei beachten müsst, erfahrt ihr hier.

Zukunft oder Vision?

Auch in der Arbeitspraxis gibt es zu vielen der flexiblen Arbeitszeitmodelle Einwände: „Was ist, wenn ich nach einer längeren Familienphase, gar nicht mehr die Chance auf Karriere bekomme?“, „Wie kann ich meinen Senior-Chef von modernen Arbeitszeitmodellen überzeugen? Und wie die Kollegen?“, „Geht Bauleitung überhaupt in Teilzeit?“

Fest steht: Die bisherigen Strukturen haben dafür gesorgt, dass viele – vor allem Frauen -, die Familien- und Pflegearbeit leisten, sich zumindest teilweise vom Architekturberuf verabschieden. Es wird also Zeit für neue Strukturen. Ein Patentrezept dafür haben wir nicht. Wir wissen aber, dass wir die neuen Arbeitsformen und den Weg dahin mitgestalten werden. Mach mit, indem Du Dich in die Diskussion einbringst. Schreib uns Deine Meinung an info@ainw.de. Dieser Beitrag ist auch auf Facebook verlinkt. Hier kannst Du gerne die Kommentarfunktion nutzen.

Bild: Adobe Stock / contrastwerkstatt