1991 wurde Angela Merkel Ministerin für Frauen und Jugend – die Presse nannte sie „Kohls Mädchen“. Die Wiedervereinigung war gerade ein Jahr her und die Scorpions besangen den Wind of Change. In Düsseldorf suchte die Architektin Dörte Moll den Kontakt zu anderen selbstständigen Architektinnen und schaltete eine Anzeige im Deutschen Architektenblatt. Die Geburtsstunde der architektinnen initiative nw.
Rückblick: Was hat sich verändert – was (leider) nicht
Die Anzeige von Dörte Moll viel auf fruchtbaren Boden: Im Oktober 1991 trafen sich bereits 12 Düsseldorfer Architektinnen, Tendenz steigend. Schnell entstand der Wunsch, es nicht bei einem Stammtisch zu belassen, sondern sich auch für die eigenen Belange einzusetzen. So nahm die Gruppe bereits 1993 an der Frauenmesse TOP93 teil. Ein eigenes Logo wurde entwickelt und eine offizielle Form für die Gruppe gesucht. Man entschied sich, eine Initiative zu werden – die architektinnen initiative nw.
In den folgenden Jahren wuchs die Zahl der Mitglieder. Von Anfang an waren und sind Planerinnen aller Fachrichtungen willkommen. Dank des Engagements der frühen Mitglieder – die zum Teil heute nach aktiv sind – etablierte sie das vielseitige Profil, dass uns auch heute noch auszeichnet. Neben dem regelmäßigen Austausch wurden gemeinsame Exkursionen und Veranstaltungen organisiert. Die Teilnahme an Ausstellungen wie dem Architekturforum plan sorgten für Sichtbarkeit und mit dem selbstorganisierten Kongress „Eintopf Stadt“ brachten wir 2002 den weiblichen Blickwinkel in die Diskussion um die Zukunft der Städte ein. Heute sind viele der damaligen Standpunkte unter dem Schlagwort Gender Planning aktueller den je.
Im Jahr 2000 entschieden sich die Mitglieder der ai nw die Interessen von Architektinnen auch berufspolitisch zu vertreten und einzubringen. Aus dem Stand konnten acht Sitzen in der Vertreterversammlung gewonnen werden. 2010 dann der nächste große Schritt: ein Sitz im Vorstand der AKNW. 2020 konnten wir unseren bisher größten Erfolg bei den Kammerwahlen verbuchen. Wir sind über alle Fachrichtungen betrachtet drittstärkste Kraft in der Vertreterversammlung der AKNW und unsere erste Vorsitzende Katja Domschky ist Vizepräsidentin der Kammer. An dem Thema Chancengleichheit kommt keiner mehr vorbei.
Unser Netzwerk wuchs weiter – und schnell über Düsseldorf hinaus. In Köln, Dortmund, Wuppertal und Aachen gründeten sich Regionalgruppen. Kontakte zu andere Planerinnennetzwerken in Deutschland und Europaweit wurden geknüpft. Mit dem Ausbau der Öffentlichkeitsarbeit konnten wir sowohl unsere Sichtbarkeit steigern als auch wichtige Positionen und Themen kommunizieren und besetzen.
Ausblick: Merkel geht. Und wir?
Wir bleiben – und sind engagiert wie eh und je. Politisch konnten wir bereits viel erreichen, doch es bleibt noch mehr zu tun. Und nicht nur das. Wir werden auch in Zukunft ein tragfähiges Netzwerk für unsere Mitglieder sein sowie eine verlässliche Partnerin, wenn es um qualifizierte Fortbildungen geht.
Aber erst einmal wird gefeiert. Unsere Vorbereitungen wurden jäh durch die Corona-Pandemie ausgebremst. Wir haben die Feierlichkeiten auf 2022 verschoben, da wir nicht im kleinen Kreis, sondern im großen Stil auf Geleistetes und Zukünftiges anstoßen wollen. Denn auch das begleitet uns von Anfang an: Die Freude an der Gemeinschaft.