In unserer sonst eher konservativen Branche stehen gerade viele Zeichen auf Veränderung – und wir gestalten tatkräftig mit: Klimaschutz und Chancengleichheit waren zwei der vorherrschenden Themen auf der 69. Vertreterversammlung der Architektenkammer NRW (AKNW).
Am 6. November 2021 trafen sich die 201 Mitglieder des Architektenparlaments unter strengen Hygienevorschriften in der Messe Düsseldorf. Nach unserem Wahlerfolg stellen wir mit 30 Vertreterinnen aus Innen- und Landschaftsarchitektur sowie aus dem Hochbau die drittstärkste Fraktion. Aufgabe unserer und aller anderen Vertreter*innen ist es, die Themen der Kammer für das nächste Jahr und darüber hinaus festzulegen.
Wir engagieren uns: Veränderungen anstoßen und gestalten!
Die positive Energie, die von dieser Versammlung ausging, war bereits im Vorfeld unter unseren Vertreterinnen spürbar. Für viele war es nach der konstituierenden Vertreterversammlung im März die erste reguläre Sitzung.
Nach vielen Arbeitsrunden in den vergangenen Monaten traf sich unsere Kolleginnengruppe am Vortag, um unsere Anträge zu finalisieren. Dabei konnten die „Neuen“ von der Erfahrung der „Alten“ profitieren und die langjährig Aktiven ließen sich vom frischen Blick und der Energie der Neugewählten anstecken.
Insgesamt brachten wir sechs Anträge in die Vertreterversammlung zu folgenden Themen ein:
- Beschleunigung von Bauanträgen
- Größe der Vertreterversammlung
- Umsetzung der eigenen Klimaziele der AKNW
- Nachhaltigkeit als Bewertungskriterium bei Wettbewerben
- Erstattung von Kosten für Kinderbetreuung während der ehrenamtlichen Kammerarbeit
- Schließung des Gender Pay Gaps
Spoiler: Alle Anträge kamen durch. Das war nicht immer so – zeigt aber, dass nicht zuletzt durch unsere Arbeit bestimmte Themen endlich angepackt werden.
Wir fordern: Nehmt den Klimaschutz ernst!
Als Berufsverband, der seit jeher das faire und gleichberechtigte Miteinander zum Ziel hat, sind wir natürlich auch dem Thema Umwelt- und Klimaschutz verpflichtet. Oder wie es die Präsidentin der Bundesarchitektenkammer Andrea Gebhard in ihrer Gastrede ausdrückte: „Es geht nicht mehr nur darum, wie wir Menschen zusammenleben, sondern immer stärker um die Frage, wie wir alle mit der Natur und auf diesem Planeten leben.“
Unsere berufspolitisch aktiven Mitglieder setzen sich bereits seit langem in ihren Ausschüssen für das Thema Klimaschutz in der Baubranche ein.
Mit unseren Anträgen nehmen wir einerseits die Kammer in die Pflicht. Wir fordern ein Umsetzungsstrategie, wie die internen Klimaziele, die sich die Kammer gegeben hat, bereits 2030 und nicht erst 2050 erreicht werden können.
Andererseits wollen wir ein Signal an die Architekt*innenschaft und die Öffentlichkeit senden. So fordern wir, dass Nachhaltigkeit ein wesentliches Preiskriterium bei Wettbewerben wird. Beide Anträge erhielten eine Mehrheit.
Wir bleiben dran: Schließt den Gender Pay Gap!
Bereits 2019 hatten wir das Thema faire Bezahlung per Antrag ins Architektenparlament eingebracht. Wir beantragten, dass der Arbeitskreis Chancengleichheit Instrumente entwickelt, wie der ungleichen Vergütung von Frauen und Männern zu begegnen ist. Vor zwei Jahren wurde das Thema noch auf EU-Ebene „abgeschoben“. Entsprechend wenig ist in NRW seither passiert.
Das wird sich nun hoffentlich ändern: Wir beantragten, dass die die AKNW Arbeitgeber*innen hinsichtlich Chancengleichheit und einer fairen Entlohnung sensibilisieren und unterstützende Maßnahmen prüfen soll.
Was uns besonders freut: Wir kämpfen hier nicht mehr alleine. Die Vereinigung Angestellter Architekten (VAA) forderte ebenfalls, dass die Kammer aktiv auf Arbeitgeber*innen zugeht und sie auffordert, den Gender Pay Gap zu schließen.
Beide Anträge wurden zusammengefasst und einstimmig angenommen! Wir werden weiter dranbleiben, damit der Gender Pay Gap in der Architektur geschlossen wird.
Mehr zum Thema lesen Sie hier.
Doch Chancengleichheit zeigt sich nicht nur in den großen Themen, sie ist eine tägliche Herausforderung. So beantragten wir ebenfalls, dass die Kammer prüfen möchte, ob und wie Eltern die Kosten für Kinderbetreuung während der ehrenamtlichen Kammerarbeit erstattet werden können. Auch dieser Antrag wurde mit großer Mehrheit angenommen.
Wir verfolgen es: Umsetzung der Beschlüsse!
Am Ende waren sich alle einig: Diese Vertreterversammlung sendet ein positives Signal – sowohl in unsere Branche als auch in die Öffentlichkeit. Der Wandel ist dringend notwendig, aber er birgt auch viele Chancen, wenn man ihn aktiv gestaltet.
Genau dies steht nun an. Wir werden diesen Prozess über unsere Vertreterinnen in den Ausschüssen und im Vorstand der AKNW begleiten – und mit wachem Blick darüber berichten. Stay tuned.