Exkursion zum Venloer Rathaus: Die Zukunft gehört den Mutigen

Es hat schon Tradition, dass die architektinnen initiative anlässlich des Sommerfests eine Exkursion veranstaltet. 2018 ging es nach Venlo kurz hinter der deutsch-niederländischen Grenze.

Am 1. September trafen sich 30 Architektinnen – wie immer mit Kind und Kegel – um 10:45 Uhr bei strahlendem Sonnenschein direkt am Venloer Rathaus. Daniela Schelle, Associate Partner bei Kraaijanger Architects und Leo Schouten, Projektleiter der Stadt Venlo, begrüßten alle.

Es ging direkt los, denn es lag ein straffes Programm vor den Teilnehmer*innen. In einer zweistündigen Führung erklärten die Architektin und der Projektleiter das innovative Konzept des Gebäudes mit dem hohen Anspruch eine „C2C-Ikone mit edukativem Element“ zu sein.

Alle verbauten Materialien des Gebäudes müssen nach ihrer kalkulierten Nutzungsdauer wieder vollständig verwendbar sein. Nichts geht verloren und somit dient das Bauwerk als Material- und Wertspeicher. Das entspricht dem Cradle to Cradle (C2C) Prinzip.

 architektinnen initiative Exkursion Venlo Gruppe    architektinnen initiative Exkursion Venlo Atrium
A
uch die Haustechnik des Stadskantoor Venlo ist wegweisend. So kommt das Gebäude vollständig ohne konventionelle Klimaanlage aus. Besonders die Mitarbeiter profitieren von dem guten Raumklima. Es gibt deutlich weniger Allergien als am alten Bürostandort. Der „Dachgarten“ im Glashaus sorgt für genügend Thermik im Haus, um die Temperatur im Haus selbst in den Hitzeperioden dieses extrem Sommers auf maximal 23 °C zu halten. Von dort oben hat man zudem einen atemberaubenden Ausblick über Venlo und die Maas. Ein Springbrunnen mit Goldfischen bricht etwas mit dem hypermodernen Ambiente und lädt zum Verweilen ein.

Erstaunt hat viele die Herangehensweise der Bauherren und Architekten. Es wurde laut Daniela Schelle in der Planung viel experimentiert und sich letztlich auf Annahmen verlassen – konkrete Berechnungen, die den Erfolg vorher hätten beweisen können, gab es nicht. Umso mutiger, dass sich die Stadt Venlo einstimmig für den Bau entschied und auch Banken der Finanzierung zustimmten.

architektinnen initiative Exkursion Venlo Dachgarten   architektinnen initiative Exkursion Venlo Arbeitsplatz

Dann folgte der Rundgang durchs Haus mit vielen interessanten Einblicken in den Arbeitsalltag einer Verwaltung, die es geschafft hat, konsequent das papierlose Büro umzusetzen. Nirgends waren Akten zu sehen. Überhaupt hat die Innenausstattung nichts mit den grauen Amtsstuben gemein, die man kennt. Es gibt keine festen Arbeitsplätze – und rechnerisch auch zu wenige. 620 Schreibtische bei 900 Mitarbeitern. Die flexible Arbeitsweise mit Homeoffice sowie Urlaub und andere Abwesenheitszeiten sorgen dafür, dass jeder einen Arbeitsplatz hat, der einen braucht.

Am Ende stand die Erkenntnis, dass Venlo näher ist als viele dachten und unsere niederländischen Nachbarn in vielen Punkten sehr viel experimentierfreudiger und mutiger in die Zukunft schreiten als wir in NRW.

Nach einem kurzen Stadtrundgang über die 2011 fertiggestellte Maaspromenade klang die Exkursion beim gemütlichen Mittagslunch aus.

Ein dickes Dankeschön an unser Vorstandsmitglied Kerstin Lütgebaucks für die tolle Organisation.

architektinnen initiative Exkursion Venlo TotaleObjektdaten Rathaus Venlo

Fläche: 13.500 m2

Arbeitsplätze: 620

Tiefgarage: 400 Parkplätze auf 3 Geschossen

Bausumme: 62 Mio. Euro

Bauzeit: 2009-2016

Architekten: Kraaijvanger Architects, Rotterdam