ai nw macht sich im Architektenparlament für Planerinnen und Architektinnen stark

Kurz nachdem der erste Deutsche DAX-Konzern eine Frau in den Vorstand berufen hat und die Presse über einen Ladies-only-Außeneinsatz an der ISS berichtete, wählte die AKNW zum ersten Mal eine Frau zur Vizepräsidentin. Doch wie ernst gemeint – und damit nachhaltig – ist diese Entwicklung? Der Verlauf der VVS gab Aufschluss.

Freude über mehr weibliche Präsenz im Vorstand der AKNW

Fangen wir hinten an: Die letzten Entscheidungen der Vertreterversammlung galten dem Personal. Das war auch bei der 66. Vertreterversammlung der Architektenkammer NRW am 12.10.2019 in Düsseldorf nicht anders.

Anders war dieses Mal, dass gleich zwei Frauen neu in den Vorstand gewählt wurden. Damit hat sich die Zahl der weiblichen Vorstandsmitglieder auf vier verdoppelt – und liegt nun bei 25 Prozent.

Wir freuen uns über die Entwicklung – und unsere Vorsitzende Katja Domschky als langjähriges Vorstandsmitglied auf die Zusammenarbeit.

Die ai nw vertritt konsequent die Belange der Planerinnen und Architektinnen

Die Freude über mehr weibliche Kompetenz im Vorstand konnte aber nur schwer über den vorangegangenen Verlauf der Vertreterversammlung hinwegtrösten.

Maßnahmen zum Schließen der Lohnlücke beantragt

Besonders die Diskussion zum Antrag der ai nw zur fairen Bezahlung löste Befremden aus. Grundlage für den Antrag war die Erhebung der Bundesarchitektenkammer 2017, aus der klar hervorgeht, dass es auch in der Architektur einen Gender Pay Gap gibt.

Laut Aussage der BAK erhalten Architektinnen im Mittel 80 Prozent des Gehalts ihrer Kollegen. (bezogen auf Vollzeit). Der Unterschied ist besonders bei Frauen ab 35 Jahren zu erkennen. Ebenfalls frappierend: Im Vergleich zur Befragung aus dem Jahr 2014 ist der Unterschied nicht kleiner geworden.

Frage: Wie hoch war im Berichtsjahr 2017 Ihr Gesamt-Brutto-Jahresgehalt einschließlich aller zusätzlicher Geldleistungen und Überstundenvergütungen?

Die ai nw beantragte aus diesem Grund, dass der Arbeitskreis Chancengleichheit der Instrumente entwickelt, wie der ungleichen Vergütung von Frauen und Männern zu begegnen ist.

Verwundert nahmen die Vertreterinnen der ai nw den Vorschlag eines Vorstandsmitglieds zur Kenntnis, dieses Thema nicht national, sondern auf EU-Ebene anzugehen. Dieser Folgeantrag wurde, ohne dass eine weitere Diskussion möglich war, abgestimmt und angenommen.

Allerdings gibt es im europäischen Ausland bereits Maßnahmen, die als Vorbild dienen können. Das Royal Institute of British Architects (RIBA) hat einen umfangreichen Leitfaden herausgegeben, wie der Gender Pay Gap geschlossen werden kann. Zudem fordert es alle Büros auf, sich mit der Unterschrift zu den Maßnahmen zu verpflichten.

Inhaltliche und gestalterische Überarbeitung des Leitfadens zu Arbeitszeitmodellen.

Auf Antrag der ai nw hat die AKN 2013 den Leitfanden Arbeitszeitmodelle veröffentlicht. In den letzten Jahren sind individuelle Arbeitsstrukturen, New Work-Modelle wie Führungstandem etc. eingeführt worden. Auch der zunehmende Einfluss der Digitalisierung (z.B. flexibles und ortsunabhängiges Arbeiten) muss stärker berücksichtigt werden.

Dieser Antrag wurde angenommen. Weitere Anträge anderer Verbände, die sich mit den Belangen von Planerinnen und Architektinnen beschäftigen gab es nicht.

Vielfalt, Chancengleichheit und Transparenz auch für Verbände und neue Listen gefordert

Mut zu Offenheit, Vielfalt und fairem Wettbewerb hätten die Vertreter auch bei einem weiteren Antrag der ai nw beweisen können. Er sah die Gleichbehandlung aller Verbände und Listen sowie aller Fachrichtungen bei dem vorgesehenen Platz für Wahlwerbung im Deutschen Architektenblatt vor. Dieser Antrag wurde allerdings mehrheitlich abgelehnt. Das bedeutet: Die Verbände mit der Mehrheit (BDB, BDA, Vfa und VAA) erhalten mehr Werbeplatz als die „kleinen“ Verbände. Und neu antretende Listen sogar noch weniger. Sieht so Chancengleichheit aus?

Klimafragen und Nachwuchsförderung als weitere Schwerpunkte

In zwei weiteren Anträgen griff die ai nw relevante gesellschaftliche und branchenspezifische Themen auf.

  • Um den sich weiter verschärfenden Fachkräftemangel in allen Fachrichtungen weiter entgegen zu wirken, wurde ein landesweiter Informationstag an Schulen für die gemeinsame Präsentation aller Fachrichtungen beantragt.
  • Weiterhin beantragte die ai nw, dass die Geschäftsstelle der AKNW die technischen Möglichkeiten prüfen soll, damit zukünftig die Teilnahmen an Präsenzsitzungen per Webkonferenz möglich sind. Dies würde zu einer deutlichen Einsparung von Ressourcen (Energie, Zeit und Kosten) führen.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit waren bestimmende Themen auf der Vertreterversammlung. Den offiziellen Bericht der AKNW findet ihr hier.

Wer Vertreterversammlung hat es deutlich gezeigt: Die ai nw bleibt das Original, wenn es um die Belange von Planerinnen und Architektinnen geht.