Vorbilder im Gespräch mit Judith Kusch – Ein Nachbericht

Sollte man der diesjährigen Veranstaltung „Vorbilder im Gespräch“ mit nur einem Wort beschreiben, wäre „persönlich“ die richtige Wahl. Doch zum Glück haben wir ein paar mehr Sätze zur Verfügung.

Das Erzbischöfliche Berufskolleg

Veranstaltungsort war das 2016 fertiggestellte Erzbischöfliche Berufskolleg in Köln, das 3pass nach dem Gewinn des Gutachterverfahrens realisiert hat. Dort trafen sich am 7.11. 20 Architektinnen zu unserem diesjährigen Vortrag „Vorbilder im Gespräch“. Doch zuerst führte Judith Kusch uns zur benachbarten Kirche Johannes XXIII., einem Meisterwerk des expressiven Betonbrutalismus von Josef Rikus und Heinz Buchmann. Das Gebäude war vom Büro im Zusammenhang mit der Errichtung des Berufskollegs saniert worden.

Zurück im Inneren des Schulgebäudes begeistert das gebäudehohe Atrium. Auf jeder Etage schwingen sich Galerien in den Luftraum und ermöglichen die geschossübergreifende Kommunikation. Eine große Freitreppe wird bei Bedarf zur Tribüne. Eine Kuppel aus teilweise transparenten, pneumatischen ETFE-Kissen bildet das Dach. Trotz der bereits herrschenden Dunkelheit konnte man gut erahnen, wie licht und hell der Raum tagsüber wirkt. Auch die Akustik begeistert. Sie macht möglich, was sich der Bauherr gewünscht hat: eine offene und kommunikative Atmosphäre.

Im Erdgeschoss konnten wir einen Blick in die Cafeteria und die Bibliothek werfen. Beide Räume sind komplett mit rotbraunem Holz verkleidet und wirken im sonst grau-weißen Sichtbeton-Ambiente wie eingestellte Schmuckkästchen. In den oberen Geschossen reihen sich Klassenräume entlang der Außenkontur, unterbrochen durch offene Lernzonen. In einer von ihnen versammelten wir uns für den zweiten Teil des Abends: den Bericht von Judith Kusch über ihren Werdegang, ihre Erfahrungen und prägenden Erlebnisse.

Werdegang

Nach ihrem Diplom 1984, der Mitarbeit in unterschiedlichen Architekturbüros und einer Orientierungsphase, während der sie ein Referendariat beim Land NRW absolvierte, gründete Judith Kusch zusammen mit Gerhild Burkard und Joachim Koob 1992 das Büro 3pass. Mit dem Glauben an die eigenen Talente und einer großen Portion Zuversicht wurde ein Wettbewerb nach dem anderen geschrubbt. Nach fünf harten Jahren gelang 1997 der Durchbruch mit dem Gewinn zweier großer Wettbewerbe in Köln: dem Sürther Feld und dem CFK-Gelände 

Es folgten 10 Jahre der Etablierung, in denen es nicht immer aber stetig bergauf ging. Erste Bildungsbauten wie die Rheinische Förderschule in Euskirchen wurden in der Zeit realisiert. 2011 und 2015 standen die Zeichen auf Veränderung. Gerhild Burkard verließ 3pass und Joachim Koob verstarb viel zu früh. Nach Schock und Trauer entschied sich Judith Kusch 3pass weiterzuführen. Der langjährige Mitarbeiter Jens Mayerle wurde Gesellschafter und Büropartner.

Persönliches

Nach dem sehr ehrlichen Bericht über die beruflichen Höhen und Tiefen ihrer 34-jährigen Karriere erzählte Judith Kusch von Menschen, die sie geprägt haben – beispielsweise die Zuversicht ihres Vaters, die Energie ihrer Jugendfreundin und das Zutrauen ihrer frühen Chefs Stefan Goerner und Christian Schaller. All das gab ihr den Mut zu sagen: Wir können das – die Bürogründung, die harten Jahre und die vielen Wettbewerbe. Bis heute hat 3pass an rd. 130 Wettbewerben teilgenommen, 22 davon erhielten den 1. Preis, 12 wurden auch realisiert. 

Gefragt nach ihren Tipps, nannte Judith Kusch unter anderem:

  • Bündnisse schmieden.
  • Die eigenen Talente trainieren.
  • Konkurrenz nicht scheuen.
  • Sich auch mal unbeliebt machen.
  • Das Gegenüber ernst nehmen, die Mitarbeiter*innen, Fachplaner*innen, Firmenvertreter*innen und den Polier auf der Baustelle.
  • Als Chefin die richtigen Strukturen für Kreativität schaffen.

Wir danken Judith Kusch sehr für diese motivierende Begegnung, aus der alle, die anwesend waren, etwas mitnehmen konnten.

Mehr zum Erzbischöflichen Berufskolleg und zum Büro 3pass findet ihr hier: www.3pass.de