Fast hätte es auch eine Veranstaltung anlässlich unseres 30-jährigen Bestehens sein können. Wir hatten am 25. März die Dozentin Dr. Sandra Huning eingeladen, über Gender Planning zu sprechen. Mittels eines Rückblicks führte sie ins Thema ein – und viele der erfahrenen Planerinnen erkannten Ziele und Ideen wieder, für die sie schon lange eintreten.
Was also ist neu?
Mit dem Begriff Gender Planning wird der Fokus erweitert – weg von der biologischen Zuordnung hin zu Rollenmodellen, die flexibler und veränderbarer sind. Doch auch hier findet sich für die erfahrene Planerin und den erfahrenen Planer keine bahnbrechenden Erkenntnisse.
Als Prinzipien des Gender Planning werden genannt:
- Räumliche Diversität und Flexibilität
- Wahlmöglichkeiten: Orte für alle Geschlechter
- Stellenwert von Reproduktionsarbeit
- Vereinbarkeit von Erwerbs‐ und Familienarbeit
- Räume für Kommunikation und Austausch
- Identifikation und Orientierung
- Sicherheit
- Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz
All das entspricht doch einer guten Planung? Und – so Sandra Huning – ist dies auch eins der häufigsten Argumente, mit denen Gender Planning die Relevanz abgesprochen wird.
Doch gute Planung ist nicht gleich gute Planung, wie ein plakatives Beispiel zeigt: Um Plätze angstfrei zu gestalten, ist eine gute Ausleuchtung und Einsehbarkeit wichtig. Doch damit nimmt man obdachlosen Menschen eine geschützte Aufenthalts- und Schlafmöglichkeit.
Was haben wir aus dem Abend mitgenommen?
Zugegeben. Wir waren in den Abend gestartet, mit der Vorstellung ein paar Richtlinien an die Hand zu bekommen, die wir zukünftig anwenden und so „besser“ planen zu können.
Stattdessen wurden wir zum Nachdenken angeregt. Dabei herausgekommen sind vier konkrete Ansatzpunkte, die wir weiterverfolgen werden.
1. Die diverse Besetzung von Teams, Ämtern und Gremien ist in der Stadtplan besonders essentiell, da es um den baulichen Rahmen von Lebendwirklichkeiten von allen Bewohnern geht.
2. Seit 1999 besteht in Deutschland eine Selbstverpflichtung zum Gender Mainstreaming (der Berücksichtigung von Gender- Aspekten in allen politischen Routinen). Doch anders als beispielsweise bei der Umweltverträglichkeitsprüfung gibt es keine Verpflichtung. Warum nicht? Diese Frage sollte zumindest diskutiert werden.
3. Nicht die Frage „wie“ wir bauen, ist zentral, sondern die Frage „für wen“ wir bauen. -Hier bedarf es eines öffentlichen Diskurses, über die Gestaltung einer zukünftigen Gesellschaft – nicht nur zukünftiger Städte, Quartiere und Gebäude.
4. Nur am Rande erwähnt, aber nicht unerheblich, ist die Tatsache, dass es immer noch wenige Daten über die Lebenswirklichkeit von Frauen gibt – den sogenannten gender data gap. Das gilt auch für die Stadtplanung und führt dazu, dass die Bedürfnisse von Frauen weniger erkannt und berücksichtigt werden.