Teil der Energiewende: Photovoltaik in der Architektur

Es wird immer deutlicher: Wir müssen anders über unsere Gebäude nachdenken. Dazu zählt auch die Integration von Photovoltaik. Viele sehen in ihr immer noch eine nette Art, Energie zu sparen – und ansonsten eine gestalterische Aufgabe. Doch sie kann mehr: Sie kann unsere Gebäude zu einem Teil der Energiewende machen.

Das entspricht dem Credo von Lena Kehl, Fachingenieurin für Photovoltaik. Sie sagt: „Jede*r kann Teil der Energiewende sein“. Im März war sie Referentin bei unserer Online-Fortbildung „Photovoltaik in der Architektur“. Wir haben mit ihr über das Zusammenspiel von Gestaltung, Konstruktion und Photovoltaik gesprochen.

Photovoltaik ist ein wichtiger Baustein für die Bundesregierung, um die Klimaziele zu erreichen. Ihr Ausbau soll massiv gefördert werden. Gleichzeitig sind Solardachpflichten für gewerbliche und private Gebäude geplant – sogar bei Sanierungen von Bestandsdächern.

Lena Kehl: Ja, aktuell ist viel in Bewegung. Das gilt für Gesetze und Fördermöglichkeiten aber auch für die Technik. Beispielsweise kann durch effizientere Paneele heute eine Photovoltaikanlage Sinn machen, wo es bisher immer hieß: Das lohnt sich nicht.

In den letzten zwanzig Jahren hat sich nicht nur die Modulleistung verfünffacht. Die Module sind auch anders aufgebaut, sodass sie effizienter sind und flexibler in der Montage. Die Ausrichtung kann auch nach Westen oder Osten erfolgen und der Neigungswinkel ist variabel zwischen 0 und 90 Grad.

Die neuen Vorgaben und Möglichkeiten erfordern auch ein Umdenken bei der Planung. Was muss sich ändern?

Lena Kehl: Viele denken: Dann setzen wir da noch Photovoltaik aufs Dach. Ich kann dann nur noch die Anlage in die Schatten reinplanen. Dabei kann die Anlage wesentlich effizienter sein, wenn sie von Anfang an mitgeplant wird. Wenn beispielsweise Dachaufbauten für die Lüftungsanlage oder die Überfahrt vom Aufzug im Süden sitzen, wird wertvolle Fläche verschenkt.

Natürlich lassen sich zum Beispiel Lüftungsauslässe nicht immer vermeiden. Dann sollten sie im Modulraster angeordnet sein, sodass möglichst viel Dachfläche für die PV-Anlage zur Verfügung steht.

So nicht: Rechts fällt der Schatten des Geländers auf die PV-Module und schwächt deren Leistung. Zusätzlich verhindern Auslässe für die Entlüftung mehr Module.

Wie sieht es mit der Montage der Module aus?

Lena Kehl: Auch hinsichtlich der Unterkonstruktion hat sich in den letzten Jahren viel getan. Heute können PV-Anlagen sowohl auf Ziegel- und Metalldächern als auch auf Flachdächern montiert werden ohne die Folie zu beschädigen.

Wichtig ist, die Durchdringung der Dachkonstruktion für die Durchführung der Kabel sachgerecht zu planen. Wenn eine luftdichte Gebäudehülle gefragt ist, muss auch das entsprechende Bauteil – Schwanenhals genannt – luftdicht sein.

Was ist mit begrünten Dächern? Vertragen sie sich mit Photovoltaik?

Lena Kehl: Extensiv begrünte Flachdächer sind sogar positiv. Es gibt Modulkonstruktionen im Verbund mit einer Matte unter der Substratschicht. Das Substrat beschwert dann die Konstruktion, sodass die Module hochkant aufgestellt werden können. Das ist bei einem konventionellen Dachaufbau durch die entstehenden Windlasten schwieriger.

Ein weiterer Vorteil ist der kühlende Effekt der Photovoltaikanlage durch die Begrünung. Die Vegetation profitiert von der Verschattung der Photovoltaik, so kann Trockenstreß vermieden werden.

Photovoltaik-Gründachlösung sind also ein doppelter Gewinn für die Umwelt: Zu den positiven Effekten eins Gründachs wie natürliche Dämmung und CO2-Bindung kommen die Erzeugung von erneuerbarem Strom und eine zusätzliche CO2-Vermeidung.

Vielen Dank für das Gespräch

Hier geht es zum Büro von Lena Kehl.