Wahre Schönheit kommt von *innen

So behaupten wir es frech auf unserer diesjährigen Karte, die wir wieder zum Weltfrauentag am 8. März verschickt haben. Wir machen damit auf gleich zwei Aspekte aufmerksam, die zusammenhängen – und für die wir uns stark machen: Die Chancen für eine gute Architektur, die in diversen Teams liegen und die Relevanz von Sichtbarkeit auf dem Weg dorthin.

Gemeinsam schaffen wir Qualität

Manch kritische Stimme mag sich an dem Wort Schönheit stören. Zu subjektiv so die Meinung – und daher für die Bewertung von Architektur ungeeignet. Viele sprechen lieber von einer guten Architektur, die die Bedürfnisse der Nutzenden berücksichtig. Oft wird dabei vergessen, dass diese ebenso subjektiv sind.

Bei der Überlegung, was gute Architektur ist, verallgemeinern wir gerne unsere eigenen Maßstäbe. Auch der gesellschaftliche und politische Rahmen werden als Skala bemüht. So sollte es doch klappen, mit der guten Architektur für alle, oder?

Nein. Wir meinen: Darin liegt die Gefahr der Stagnation und die Möglichkeit, dass nicht alle Bedürfnisse erfüllt werden. Denn neben der Subjektivität der eigenen Werte ist das, was gesellschaftskonform und politisch gewollt ist, ebenfalls nicht frei von (unbewussten) Klischees und benachteiligenden Strukturen.

Die gute Nachricht: Der Dreiklang aus individuellem, gesellschaftlichem und politischem Rahmen bietet gleich drei Ansatzpunkte für Veränderung.  Fangen wir bei uns an: Je mehr Sichtweisen wir in die Planung integrieren, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Quartier, das Gebäude und der Park später die Bedürfnisse aller erfüllt.

Gesellschaftliche und politische Änderungen sind langwieriger. Hier überzeugen sichtbare Ergebnisse – und dafür bracht es: Sichtbarkeit, auch in der Sprache.

Sprache schafft Realität – und andersrum

Immer wieder belegen Studien, dass weibliche Vorbilder Mädchen und Frauen motivieren, den Beruf ebenfalls zu ergreifen, ihn erfolgreich auszuüben und sich grundsätzlich mehr zuzutrauen. Weibliche Vorbilder schaffen aber auch einen Wandel im allgemeinen Bewusstsein: Die männliche Konnotierung, die unser Berufstand in der Gesellschaft hat, bekommt Risse.

Sichtbarkeit ist daher elementar – und Sprach ist dabei ein wichtiges Werkzeug. Besonders wenn allgemein über Architekturschaffende gesprochen wird, ist es wichtig, Planerinnen nicht „mitzumeinen“, sondern explizit zu nennen.

Aber Sprache schafft nicht nur Realität, sondern die Realität schafft auch Sprache. Seit vielen Jahren schließen mehr Frauen als Männer ein Architekturstudium ab und behaupten sich im Beruf. Vor allem in der Fachöffentlichkeit werden sie zunehmend wahrgenommen. Natürlich werden sie dabei als Architektinnen bezeichnet. Sie im Rahmen einer gemischten Gruppe im generischen Maskulinum untergehen zu lassen, ist zunehmend abwegig.

Da war es nur überfällig, dass bei der letzten Vertreterversammlung der Antrag angenommen wurde, die Benennung des Gebäudes der Architektenkammer NRW als Haus der Architekten zu überprüfen. Der Arbeitskreis Chancengleichheit wurde damit beauftragt. Wir beobachten und begleiten den Prozess und berichten, wenn es Neuigkeiten gibt.

Und noch eine Anmerkung zu den Kritikern und Kritikerinnen einer gegenderten Sprache: Obwohl es in diesem Text genau darum geht, werden Sie kein einziges Gendersternchen finden!

Sprache schafft Realität – Gemeinsam schaffen wir Qualität
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